Kunstflugsegler 2,5m Spannweite

Im Tausch habe ich einen fast fertigen Segler mit 2,5 m Spannweite in konventioneller Bauweise bekommen (GFK-Rumpf, Tragfläche mit Rippen und teilweise mit Balsaholz beplankt). Zum richtigen Betrieb hat noch einiges gefehlt. Das möchte ich folgend beschreiben, damit andere in der gleichen Situation es hoffentlicher leichter haben.

 

1. Der Tragflächen-Verbinder war ein 10 mm Alurohr. Nach einer etwas unsanften Landung war das verbogen, und kaum noch zu entfernen. Also wurde das durch ein 10 mm Durchmesser GFK-Rohr ausgetauscht. Das gibt ein Geräusche bei hoher Belastung (Looping), aber bis jetzt hat es gehalten.

2. Ein Antrieb sollte auch vorhanden sein. Zuerst wurde ein 50g BL-Motor eingebaut. Um einen brauchbaren Schwerpunkt zu erreichen, mussten noch 105g Bleiblech in der Nase untergebracht werden. Dann habe ich einen 125g BL-Motor mit besserem Wirkungsgrad verbaut. Damit ging es ohne Blei.

3. Leider waren keine Daten zu dem Segler vorhanden. Das abmessen der Längen war ja noch einfach, aber das Tragflächen Profil?

 

Bestimmung des Tragflächen Profils

Nach einigem Suchen bin ich auf das Programm JavaFoil (Version 2.02) gestoßen (http://www.mh-aerotools.de/airfoils/javafoil.htm). Dort kann man ein Profil eingeben und vermessen. Die X/Y Profil Koordinaten sind auf die Profiltiefe = 1 bezogen, und X läuft von der Hinterkante oben = 1.0 nach der Profilnase = 0.0 und dann unten wieder nach hinten = 1.0 zurück. Dabei ist Y der Abstand zur Mittellinie bezogen auf die Flächentiefe. Ein Beispiel: ein positiver Y-Wert von 0.079 bedeutet 7,9% der Flächentiefe von der Mittellinie nach oben (siehe auch Datenfile Segler2m5.txt).

 
Also habe ich ein Bild von der Stirnseite der Tragfläche (siehe Bild rechts oben) gemacht, und eine Mittellinie (in gelb) eingezeichnet. Als nächstes wurde die Bildbreite auf ein glattes Maß (1000 pixel) gebracht. Die Aufnahme der X/Y Koordinaten mit Hilfe des Cursers in X mit 5% Schritten war zeitaufwendig. Im Bereich der Nase, wegen der größeren Krümmung, habe ich dann die X-Schritte kleiner gemacht (siehe Bild rechts unten). Mit Hilfe des Programms "Schwerpunkt" (Version 5.2) von http://www.rainers-modellflugseite.de/   war dann der Schwerpunkt zu ermitteln, und andere Kennwerte.

Profildicke: 10,5%,  Momentenbeiwert Cm= = -0,027

Das deutet nach dem Buch "Segelflugmodelle und Elektrosegler von Walter Gerten, 3. Auflage, Seite 73" darauf hin, dass es sich hier um einen Kunstflug Segler handelt. Der Schwerpunkt wurde dann bei einem Stabilitätsmaß von 12% bei 36% der Flächentiefe bestimmt (ca = 0,4). Das war bei dem leichteren Motor nur mit Bleizugabe zu erreichen, mit dem 125g Motor hat es dann gerade ohne Blei gepasst. Auf Seite 57 des Buches konnte als Profil das Eppler E374 bestimmt werden. Eine andere Publikation (www.icare-rc.com/ask21.htm) deutet auch darauf hin.

Antrieb

Nachdem klar war, dass in der Rumpfnase einiges Gewicht zur Schwerpunkteinstellung gebraucht wurde, habe ich einen preiswerten, 125g schweren BL-Motor TURNIGY TR4240B-900 bei www.unitedhobbies.com bestellt. Mit einem 11x6" Klapp-Propeller läuft der Motor im besten Wirkungsgrad von 78% bei 16A und LiPo Akku 3S1800.Dabei erzeugt er circa 1Kg Standschub (siehe auch www.drivecalc.de, Motor Turnigy TR4240-900B). Die Motorwelle von 5mm Durchmesser ist nicht mehr so gefährdet auf Verbiegung, im Vergleich zu einer 3mm Welle.

Zum abtrennen der Rumpfnase habe ich eine Pappschablone mit einem Innendurchmesser von 45mm hergestellt. Dieses Maß wurde ausgesucht nach einem gängigen Spinner Durchmesser. Der Motorsturz wurde mit 10 grad zur Profilsehne gewählt (nach dem bereits erwähnten Buch von Walter Gerten, Seite 42), was sich in der Praxis bewährt hat.

Der Motorspant, aus GFK 1,5mm dickem Material, wurde circa 5mm hinter der Rumpf Vorderkante eingepasst, damit der Spinner möglichst bündig an der Rumpfnase sitzt, wenn der Motor hinter dem Spant montiert ist. Die Befestigungsbohrungen für den Motor, Motorwelle und die Kühlbohrungen (6 x 6mm, siehe Bild rechts unten) sollten vor dem Einbau gebohrt werden. Um den Motorspant möglichst parallel zur Rumpfnase festkleben zu können, wurde ein an der Rumpfnase gerade überstehendes Platinenstück mittig 4mm gebohrt und mit einer M4 Schraube der Motorspant bündig gezogen (siehe Bild rechts oben). Mit 5min. UHU-plus in der Hohlkehle klebte ich dann den Spant fest. Der Propeller und der Spinner stammen von www.unitedhobbies.com. Leider musste die Spannzange des Spinners von 3mm auf 5mm aufgedreht werden, da es nichts passendes gab.

Nach oben

Kabine

Eine gut passende Kabinenhaube war zwar vorhanden, aber ohne Befestigungsmöglichkeit. Zuerst wurde sie per Klebstreifen befestigt. Aber auf Dauer war das keine Lösung. Bei www.unitedhobbies.com gab es zum Glück eine passende und preiswerte Haubenentriegelung (OR011-01301 Canopy lock 30x8 mm 2.3g). Also wurden noch 2 Stück Sperrholz gesägt und geschliffen, bis der Anschluss am Rumpfausschnitt passte. Vorne wurde ein Stück 2mm Kohlefaserstab eingeklebt mit passender Bohrung im Rumpf, hinten gab ein 4mm PVC-Röhrchen die passende Verbindung zum Entriegelungsdorn.

Elektrische Ausrüstung

Die bei dem Motor vorhandenen 4mm Buchsen wurden am Regler angelötet. Alle Komponenten wurden soweit möglich in Richtung Rumpfnase befestigt, damit der Schwerpunkt ohne Bleizugabe erreicht werden konnte. Der LiPo Akku wurde auf einem zurecht geschnittenen Styroporträger mit Klettband befestigt. Der Montageträger aus Sperrholz war bereits vorhanden. Um die Empfänger Antenne aus optischen Gründen im Rumpf führen zu können, wurde ein 4mm PVC-Rohr eingeklebt. Als Servos kamen 4 Stück HXT-500 von www.unitedhobbies.com zum Einsatz. Damit über das lange Kabel zum Querruder Servo keine Störspannung in den Empfänger eingekoppelt wird, habe ich Ringkerne mit 2 Windungen in die Servo Verlängerung eingebracht. Die Verlängerungen dienen der schnelleren Montage der Flügel.

Flugerfahrung

Für mich war der große Segler nach vielen kleinen Modellen eine neue Erfahrung. Nach einigen Erprobungsflügen und Optimierungen macht der Segler jetzt richtig Spaß. Das Flugbild ist sehr schön. Durch die Größe und das Gewicht will er allerdings weiträumig geflogen werden. Durch sportlichen Ehrgeiz will man zwar immer möglichst nahe der Startstelle landen, doch ein hektisches kurven im Langsamflug in Bodennähe bringt das Modell leicht zum Strömungsabriss und Absturz. Das hat bisher die einzigen Reparaturen verursacht.

Historie

Erstellt: 2008-08-02

 

Nach oben