Slowboy-Mini, < 100 g Modell

In der Zeitschrift www.foamie.de Heft 3/09 Seite 52 wird der Slowboy-Mini beschrieben und man kann einen 4-seitigen DIN A4 Plan kostenfrei von der Webseite herunterladen (Slowboyplan_144_dpi.pdf). Da ich mit den bisher gebauten kleinen Modellen unter 100 g Gesamtgewicht bisher schlechte Erfahrungen (Graupner MiniDiskus C2, Multiplex Fox) mit den Flugeigenschaften gemacht hatte, war ich eher skeptisch eingestellt. Da ich aber noch eine Depron-Platte 62 x 80 cm im Hause hatte, wollte ich noch einen Versuch mit einem leichten Modell unter 100 g wagen.

 

Ich war mir nicht sicher, ob ich das geringe Abfluggewicht des Autors erreiche, und wollte die Flächenbelastung möglichst gering halten. Deshalb habe ich das Mittelstück der Tragfläche anstatt 410 mm auf die Breite der Depronplatte (620 mm) geschnitten. Da der Autor bereits erwähnt hatte, dass der Schwerpunkt mit dem kurzen Rumpf Vorderteil schwierig zu erreichen war, habe ich die Rumpfspitze mit einem Kurvenlineal auf dem Plan um 30 mm verlängert. Trotzdem musste ich noch eine Münze mit 4 g vorne aufkleben, um einen Schwerpunkt von 50 mm hinter Vorderkante Flügel zu erreichen. Wenn der Schwerpunkt weiter hinten lag, war die Pump-Neigung des Modells doch sehr groß.

 

RC-Einbau

Die Maße der RC-Klappe waren im Artikel leider nicht angegeben. Nach Abschätzung aus dem Bild im Artikel habe ich sie dann auf 35 x 90 mm dimensioniert. Da zu der Handhabung der Klappe leider keine Angaben gemacht wurden, habe ich die Klappe vorne mit einem Streifen Packband als Scharnier befestigt. Hinten sollte die Klappe sich nicht so leicht eindrücken lassen. Dazu habe ich hinten in den Rumpf ein Stück Depron 20x20 mm als Anschlag eingeklebt (Bild rechts oben). Hinten wird die Klappe dann mit einem Stück Packband gehalten. Empfänger, Regler und Akku wurden mit einem kleinen Stück Klettband befestigt.

 

Um die Ruderanlenkung möglichst leichtgängig und variabel zu bekommen, habe ich den Kohlefaserstab (1,5 mm Durchmesser) mit einem Stahldraht 50 x 0,8 mm verlängert. Der Stahldraht bekam ein "Z" angebogen, zum einhängen in das Servo-Horn. Auf der anderen Seite wurden Stahldraht und Kohlefaserstab circa 2 cm überlappt und mit Schrumpfschlauch und UHU-POR fixiert. Damit hat diese Seite wenig Reibung und man kann sie variabel im Servo-Horn einhängen, siehe im Bild rechts oben im Ausschnitt.

 

Bezüglich Motorspant wurden im Artikel keine genauen Angaben gemacht. Ich habe dann die Maße 17x30 mm festgelegt. Als Material habe ich eine 3 mm PVC Platte genommen, da sie homogener vom Material her ist. Dann kann man den Motor mit M2 Gewindeschrauben sicher befestigen. Den Motorspant habe ich rechtwinklig zur Rumpfmitte, 5 mm hinter der Vorderkante eingeklebt.

 

Nach 14 Tagen Wartezeit ist endlich der bestellte BL-Motor 1404N-2290 (siehe Bild 3) von www.hobbyking.com eingetroffen. Er wiegt mit Fuß, Prop-Saver und Stecker (3-poliger DIL Stecker, RM 2,54 mm, oben im Bild 3) nur 8,0 g. Um das Gewicht zu minimieren ist bei dem Anschlusskabel der Kupferlackdraht vom Motor auf den 3 poligen Stecker direkt aufgelötet. Das sollte man auf Grund des fehlenden mechanischen Schutzes sehr sorgfältig behandeln.

Die Befestigungsbohrungen im Fuß sind mit 1,5 mm Durchmesser sehr klein ausgefallen. Als kleinste metrische Schrauben habe ich aus einem alten CD-ROM Laufwerk 2 Stück mit 1,6 mm Durchmesser ausbauen können. Also mussten die Befestigungsbohrungen auf 1,7 mm Durchmesser aufgebohrt werden.

 

Ebenso kam der vorgesehene LiPo Akku Rhino 360 mAh, 2S, 20C (siehe Bild 4). Er wiegt original 21,9 g. Um das Gewicht zu minimieren habe ich den JST Stecker mit Kabel abgeschnitten und isoliert. Jetzt wiegt der Akku nur noch 20,0 g.  Zum Anschluss an den Regler habe ich den Balancer Stecker  genommen.

 

Tragfläche

Ich habe bisher als Plattenmaterial Depron(R) und Selitron(R) verarbeitet. Selitron ist in einer Richtung deutlich weicher als Depron, und man kann es wie der Autor beschrieben hat über eine Tischkante biegen. Dafür ist die Steifigkeit nicht sehr gut, und der Autor hat das mit einem Kohlefaserstab verbessert. Bei Depron kann man auf den Kohlefaserstab verzichten, selbst bei der größeren Spannweite.

Ich habe Depron verwendet und auf Grund der hohen Steifigkeit war das Material nicht zu biegen, eher bricht es. Deshalb habe ich die Unterseite mit einer alten CD-ROM gerillt, im Abstand von 5-12 mm, je nach erforderlichem Biegeradius, siehe Bild rechts. Damit kann man das Profil dann passend hinbekommen. Das Profil entspricht dem GOE417B (gewölbte Platte). Bekannter ist das Profil GOE417A, mit 5,9% Wölbung. Bei diesem Modell sind es circa 10% Wölbung.

 

Die Ohren im richtigen Winkel an die Tragfläche anzupassen ist gar nicht so einfach. Der Artikel sagt leider nichts genaues dazu. Zuerst habe ich mir eine Stütze aus Holz für die Außenkante von 42 mm Höhe (20 grad, 120 mm Hypotenuse) geschnitten. Damit kann man das Ohr im richtigen Winkel stützen. Mit Hilfe einer kleinen Zeichnung (rechtwinkliges Dreieck) kann man feststellen, dass bei 20 grad Winkel das Ohr bei maximaler Profilhöhe von 15 mm unten 7 mm und oben (+3 mm) 8 mm kürzer als der Rand sein muss. Also habe ich bei 50 mm von der Vorderkante einen Punkt 7 mm von der Kante gezeichnet und dann mit einer Klinge einen geraden Schnitt zu den Rändern hin gemacht. Damit ist die Menge des Materials schon entfernt. Dann habe ich die Oberkante der Rippe nach Augenmaß 20 grad angeschliffen, das Ohr gerillt um das Profil hinzubekommen, und dann die Rippe eingeklebt. Als Fixpunkt dienten die Ränder und der 7 mm Punkt. Jetzt war es nicht mehr schwierig mit einem Schleifklotz den noch überstehenden Rest des Ohres mit der Rippe bündig zu schleifen.

Befestigt wird die Tragfläche mit 3 Haushaltsgummis. Zweimal diagonal gespannt, und einmal im Rechteck, siehe Bild erster Abschnitt, Mitte.

 

Technische Daten

Spannweite: 84 cm

Länge über alles: 46 cm

Flächeninhalt: 12,5 dm2 (inkl. Höhenruder)

Tragflächeninhalt: 10,5 dm2

Modellgewicht ohne RC: 40 g

Abfluggewicht: 92 g (Akku 200 mAh), 96 g (Akku 360 mAh)

Flächenbelastung: 7,4 / 7,7 g/dm2

Schwerpunkt: 50 mm hinter Tragflächen Vorderkante

Einstellwinkeldifferenz (aus Zeichnung zur Rumpfachse): 3 grad

Motorsturz: 3 grad (Motorspant 90 grad zur Rumpfachse)

Gewicht einiger Einzelteile:

Depron(R) Flächengewicht bei 3 mm Dicke: 2,0 g/dm2

Pylon: 5 g

Rumpf: 7,8 g

Tragfläche: 22 g

Höhenleitwerk: 3,9 g

Seitenleitwerk: 1,0 g

RC-Komponenten:

Akku 200 mAh 2S LiPo: 16 g (Balancer Stecker)

Akku #2 360 mAh 2S LiPo: 20 g (Balancer Stecker)

Servos: je 4,5 g

Empfänger, inkl. Quarz: 4,1 g

Motor, bürstenlos: 5 g Klasse, komplett 10 g, Propeller GWS 4x2,5"

Motor #2, bürstenlos:  komplett 10 g, Propeller GWS 4,5x3"

Regler 6 A: 5,4 g

 

Nach einem Diagramm "ibtlift.jpg" von http://jmquetin.free.fr/1indoor/ibtscale.htm wird die Mindestgeschwindigkeit dann bei circa 3,5 m/s liegen.

 

Flugerfahrung

Durch den Einbau eines 5 g bürstenlosen Motors (10 g mit Fuß, Prop-Saver und Propeller) hat sich der Schwerpunkt bei circa 55 mm hinter der Vorderkante Tragflügel ergeben. Das hat in der Praxis zu deutlichem Pumpen in einigen Flugsituationen geführt. Mit einem alten "Groschen" (4 g) als Ballast auf der Rumpfspitze war der Schwerpunkt dann bei 50 mm. Damit war das Pumpen weitgehend reduziert. 

 

Auch bei schwachem Wind lässt es sich in dem kleinen Park gut fliegen. Nur der Motor ist noch zu schwach. Durch einen Drahtbruch musste ich den Motor umwickeln, und er bringt jetzt nur noch circa 40 g Standschub. Aber ein leistungsstärkerer 9 g Motor ist bereits bestellt. 

 

Mit Motor #2 (Standschub circa 82 g) kommt man aus problematischen Flugmanövern deutlich besser heraus. Der Akku #2 bringt auch eine deutlich verlängerte Flugzeit mit sich. Bei reinem Runden drehen auf gleicher Höhe hat der Akkus im Versuch 50 Minuten gehalten.

 

Historie

2009-04-23 Erstellt

2009-04-24 Einstellwinkeldifferenz, Motorsturz, Ohrwinkel präparieren

2009-05-06 Motor #2, Akku #2

 

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